Moderne Arbeitszeitmodelle: Beispiele, Vor- und Nachteile

Arbeitszeitmodelle, Großraumbüro

Mit Arbeitszeitmodellen legst du fest, wann und wie viel deine Beschäftigten arbeiten. Es gibt viele verschiedene Modelle für unterschiedliche Berufe und Lebenssituationen. Manche Arbeitszeitmodelle sind gesetzlich oder tariflich geregelt.

Inhalt

Warum unterschiedliche Arbeitszeitmodelle verwenden?

Am einfachsten und übersichtlichsten ist es für dich natürlich, wenn alle Mitarbeitenden nach demselben Arbeitszeitmodell arbeiten. Praktisch wirst du aber feststellen, dass die Bindung zum Unternehmen steigt, wenn du auf die Lebensumstände deiner Mitarbeitenden eingehen und ihnen beispielsweise Teilzeit oder Gleitzeit anbieten kannst. Auch Bewerbende werden dein Unternehmen eher in Betracht ziehen, wenn du ihnen entgegenkommst. Hinzu kommen natürlich mitunter die Erfordernisse durch Gesetze und Tarifverträge.

Flexible oder starre Arbeitszeiten

Heutzutage werden starre Arbeitszeitmodelle mehr und mehr von flexiblen abgelöst - der klassische 9-to-5-Job kommt immer seltener vor. Das hat viele Vorteile, sowohl für Arbeitnehmende als auch Arbeitgebende:

  • Dein Unternehmen kann besser auf Nachfrage- und Produktionsschwankungen eingehen.
  • Deine Mitarbeitenden entwickeln eine stärkere Bindung zum Unternehmen und kündigen nachweislich seltener.
  • Die Produktivität erhöht sich, weil auf den Biorhythmus der Mitarbeitenden Rücksicht genommen werden kann.
  • Fehlzeiten verringern sich, weil die Arbeit um Arzttermine oder das Abholen der Kinder herum verlegt werden kann.
  • Ältere Mitarbeitende, die vielleicht nicht mehr in Vollzeit mit strikten Arbeitszeiten arbeiten können, ohne ihre Gesundheit zu gefährden, bleiben dem Unternehmen als Wissensträger länger erhalten.
  • Dein Unternehmen erhält ein höheres Ansehen bei potentiellen Bewerberinnen.
  • Flexible Arbeitszeiten reduzieren außerdem Stress und erhöhen die Zufriedenheit unter Mitarbeitenden.

Die rechtliche Basis

Wer wann wie viel arbeiten darf, regel zuallererst das Arbeitszeitgesetz. Darüber hinaus musst du bei der Gestaltung der Arbeitszeitmodelle den Betriebsrat einbeziehen, wenn es einen gibt. Auch Tarifverträge enthalten in der Regel Aussagen über mögliche Arbeitszeitmodelle.

Auf Basis der Einschränkungen, die aus diesen Quellen hervorgehen, kannst du die Arbeitsverträge gestalten. Dort definierst du konkret das für die betreffende Person gültige Arbeitszeitmodell.

Der Klassiker: Vollzeit

Vollzeit bedeutet, dass Mitarbeitende die volle Arbeitszeit leisten, die in der Branche oder im Unternehmen üblich oder festgesetzt ist. Das können beispielsweise 36, 37,5, 38,5 oder 40 Wochenstunden sein.

Für dich bedeuten Mitarbeitende in Vollzeit hohe Planungssicherheit und weniger Aufwand für Personalplanung, da du sie vertraglich für den längstmöglichen Zeitraum “reserviert” hast. Du bist dafür natürlich weniger flexibel - insbesondere bei schlechter Auftragslage kann Leerlauf auftreten.

Indem du deinen Mitarbeitenden Arbeit in Vollzeit anbietest, profitieren sie von mehr Gehalt und höheren Rentenansprüchen. Dafür müssen sie aber höhere Abzüge und weniger Flexibilität in der Gestaltung ihrer Freizeit in Kauf nehmen.

Zeit sparen mit digitalen Arbeitszeitkonten

Die Liste möglicher Arbeitszeitmodelle ist praktisch endlos. Auf Papier oder in Kalkulationstabellen kommst du nicht hinterher, wenn du verschiedene Arbeitszeitmodelle im Unternehmen verwendest. Zum Glück kannst du Arbeitszeitmodelle digitalisieren, sodass Arbeitszeitkonten jederzeit aktuell sind.

Keine halbe Sache: Teilzeit

Wer in Teilzeit arbeitet, arbeitet weniger als vergleichbare Vollzeitbeschäftigte. So unkonkret gibt sich jedenfalls das Teilzeit- und Befristungsgesetz. Auch hier gibt es praktisch sehr viele Varianten, beispielsweise mit einer Wochenarbeitszeit von 20, 30 oder 35 Stunden.

Wenn die Anzahl der zu leistenden Arbeitsstunden reduziert wird, hast du naturgemäß mehr Flexibilität bei der Einteilung deiner Mitarbeitenden. Beispielsweise können sie an allen Werktagen, aber dafür nur halbtags arbeiten. Oder sie arbeiten nur an wenigen Werktagen, dafür sind die Arbeitstage aber entsprechend lang.

Du kannst auch mehrere Mitarbeitende auf eine Vollzeitstelle aufteilen, sodass sie eigenständig ihre Aufgaben aufteilen (Jobsharing). Das kann Motivation und Produktivität erhöhen. Außerdem kannst du so besser sicherstellen, dass eine Position regelmäßig besetzt ist, auch wenn jemand ausfällt.

Der Nachteil liegt für dich darin, dass die Personalkosten und der Verwaltungsaufwand höher ausfallen. Gleichzeitig erhalten die Mitarbeitenden weniger Gehalt und weniger Rentenanspruch.

Allzeit bereit: Schichtarbeit

Schichtarbeit bedeutet, dass Beginn und Ende der jeweiligen Arbeitszeiten gemäß einem Dienstplan angepasst werden, um eine möglichst lange Betriebszeit abzudecken. Manche Branchen funktionieren ohne Schichtarbeit nicht, weil es essentiell ist, dass Posten jederzeit besetzt sind. Dazu zählen beispielsweise die Pflege, Polizeien, die Logistik und die Personenbeförderung. Auch produzierende Betriebe stellen reibungslose Produktionsabläufe durch Schichtarbeit sicher.

Deine Vorteile liegen damit auf der Hand: Genaue Einsatzplanung, hohe Auslastung und mitunter sogar Marktvorteile gegenüber Unternehmen, die nicht durch Schichtarbeit längere Betriebszeiten realisieren.

Allerdings musst du bei Mitarbeitenden in Schichtarbeit darauf Acht geben, diese sozialverträglich zu gestalten, denn gesundheitliche Probleme treten hier häufiger auf. Insbesondere Nachtarbeit führt nachweislich zu höherer körperlicher und psychischer Belastung.

Mit wehenden Fahnen: Rufbereitschaft

Rufbereitschaft bedeutet, dass Mitarbeitende zuhause sind, aber jederzeit zur Arbeit gerufen werden können. Ohne Rufbereitschaft würden viele Branchen und Organisationen gar nicht funktionieren. Der Klassiker für diesen Anwendungsfall sind Feuerwehren, aber auch Hebammen, Handwerker und IT-Administratoren arbeiten mitunter in Rufbereitschaft.

Übrigens gelten auch hierbei die Mindestruhezeiten des Arbeitszeitgesetzes, was eine gut durchdachte Planung der Einsätze erfordert. Wenn es in deinem Unternehmen Anwendungsfälle gibt, bei denen unverzüglich jemand zur Stelle sein muss, weil Gefahr im Verzug ist, ist Rufbereitschaft vielleicht das passende Arbeitszeitmodell. Üblicherweise wirst du für die ständige Bereitschaft allerdings etwas tiefer in die Tasche greifen müssen.

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Die Liste möglicher Arbeitszeitmodelle ist praktisch endlos. Auf Papier oder in Kalkulationstabellen kommst du nicht hinterher, wenn du verschiedene Arbeitszeitmodelle im Unternehmen verwendest. Zum Glück kannst du Arbeitszeitmodelle digitalisieren, sodass Arbeitszeitkonten jederzeit aktuell sind.

Auf alles gefasst: Gleitzeit

Wenn deine Mitarbeitenden in Gleitzeit arbeiten, bestimmen sie selbst, wann sie arbeiten. In vielen Unternehmen werden Kernarbeitszeiten mit Anwesenheits- und Arbeitspflicht festgelegt, in manchen auch gar keine festen Arbeitszeiten. Alles weitere können die Mitarbeitenden selbst entscheiden.

Gleitzeit erlaubt es Mitarbeitenden somit, Arbeitsbeginn und -ende flexibel zu verschieben, um Freizeit, Arzttermine und Elternabende besser mit der Arbeit vereinbaren zu können. Sie können dabei auch bewusst Stunden auf- und abbauen, was sowohl ihnen als auch dir als Arbeitgeberin zugute kommen kann.

Natürlich werden dadurch sowohl die Arbeitszeiterfassung als auch die Kommunikation innerhalb der Abteilung komplexer. Auch auf die Einhaltung des Arbeitsschutzes (Höchstarbeits-, Mindestpausen- und Mindestruhezeiten) solltest du unbedingt achten.

Dafür profitieren das Betriebsklima und das Ansehen deines Unternehmens bei Bewerbern von der Freiheit, sich die Arbeit eigenständig einzuteilen.

Kein Stift, kein Block - Vertrauensarbeitszeit

Vertrauensarbeitszeit bedeutet, dass du darauf vertraust, dass deine Mitarbeitenden ihre Aufgaben erledigen, ohne Acht auf die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden zu geben. Das bedeutet im Zweifelsfall also auch, dass Mitarbeitende weniger arbeiten, wenn sie ihre Aufgaben schnell genug erledigen. Dieses Arbeitszeitmodell eignet sich besonders für projektbezogene Arbeit, denn es motiviert dazu, schnell und effizient zum Ziel zu kommen. Vertrauensarbeitszeit fördert die Eigenverantwortung.

Achtung: Auch bei Vertrauensarbeitszeit wird festgelegt, wie viele Arbeitsstunden zu leisten sind, nur verzichtest du auf die Kontrolle. Das bedeutet auch, dass du es deinen Mitarbeitenden überlässt, auf ausreichende Pausen- und Ruhezeiten zu achten. Die Verantwortung dafür, dass sie sie einhalten, liegt jedoch weiterhin bei dir.

Bei erhöhtem Arbeitsaufkommen kommt dir die Vertrauensarbeitszeit entgegen, da Mitarbeitende auch damit leben müssen, mehr zu arbeiten, bis ihre Aufgaben erfüllt sind, ohne dass es dafür Zuschläge gibt.

Übrigens gilt auch bei Vertrauensarbeitszeit die Pflicht zur Arbeitszeiterfassung!

Langzeit-Arbeitszeitkonten

Während üblicherweise Über- und Unterstunden kurz- oder mittelfristig ausgeglichen werden, dienen Langzeit-Arbeitszeitkonten dazu, bewusst Stunden über einen langen Zeitraum anzusparen, um sie dann auszugleichen.

Beispielsweise kannst du Jahresarbeitszeitkonten führen, mit denen in der Hochsaison Überstunden aufgebaut und in der Nebensaison abgebaut werden können. Noch längerfristiger funktionieren Zeitwertkonten, die einen früheren Renteneintritt oder ein Sabbatical ermöglichen sollen.

Mehr Details zu den verschiedenen Arten von Arbeitszeitkonten findest du in unserem Artikel über das Arbeitszeitkonto.

Das beste Arbeitszeitmodell

… gibt es nicht. Die Wahl des Arbeitszeitmodells hängt von deiner Unternehmensstruktur, deiner Branche, deinen gesetzlichen und tariflichen Umständen und nicht zuletzt von den Mitarbeitenden selbst ab. Dementsprechend sind sie wahrscheinlich auch nicht konstant. Du wirst immer wieder auf neue Umstände in der Gestaltung deines Unternehmens eingehen müssen. Die Arbeitszeitmodelle verändern sich mit ihm.

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